Vom 21.-23.07. stand für die U18/U20 die Jugend-DM im Wettkampfkalender. Eine gewisse Kontinuität zeichnet sich in den letzten Jahren in der Wahl des Austragungsortes ab. Abwechselnd entweder direkt vor der Haustür (Ulm, Heilbronn) oder aber am anderen Ende Deutschlands.


Dieses Jahr zog wieder ein großer Stuttgarter Tross mit der Deutschen Bahn von Donnerstag bis Montag für fünf Tage gen Norden an die Ostseeküste. Eingebettet darin auch die meisten der sieben Athleten und Athletinnen der LG Filder, deren Ziele und Erfahrungen nicht unterschiedlicher hätten sein können. War es für die einen im ersten U18 Jahr die erste DM-Quali und sie waren happy, dabei zu sein, ging es für andere um Bestätigung letztjähriger Erfolge und nicht zuletzt um die Qualifikation für die Jugend-EM in wenigen Wochen in Jerusalem.

Aber jetzt der Reihe nach: Erste Starter waren am Freitagnachmittag die Jungs unserer U20-Staffel mit Moritz Jäger, Emanuel Molleker, Moritz Eisold und Marc Fritton. Die Quali selbst war schon eher das Zufallsergebnis einer relativ spontanen Staffelmeldung für die BaWü’s bei max. 15min gemeinsamen Staffeltrainings. Da der Staffelwettbewerb für die gemeldeten Jungs aber gut in den Tapering-Plan für die Einzelwettkämpfe passte, wurde Marc noch kurzfristig als Schlussläufer verpflichtet und hatte so gänzlich ungeplant und überraschend doch noch seine DM-Premiere.

Die LGF-Staffel startete gleich im ersten von drei Zeitläufen. Bis zum zweiten Wechsel waren sie gut dabei und bestimmten das Rennen mit von der Spitze. Wechsel zwei und drei hätten noch Luft nach oben gehabt, so dass die gute Position nicht gehalten werden konnte. Ansonsten wäre eine 42-er Zeit und eine Top6-Platzierung sogar durchaus realistisch gewesen. Aber Top6 mit ´ner Tapering-Einheit wäre vielleicht auch gleich zum Auftakt zu viel des Guten gewesen.

Als Nächster war Benedikt Haym, kurz nach der Staffel, im zweiten Vorlauf über 800m an der Reihe. Der erste Lauf hatte mit 1:56-er Zeiten für die ersten drei die Messlatte bereits sehr hoch gelegt. Benedikt versuchte im zweiten Lauf, den Anschluss an die Spitze zu halten, da nur so die Chance auf den Endlauf bestand. Er ließ die Top-Läufer nie so ganz ziehen, war aber auf der Innenbahn eingekesselt, doch meist noch ein, zwei Schritte zu weit von der Spitze weg. Im Finish fehlte dann etwas die Kraft für den letzten Punch, um sich noch mal ganz nach vorn zu kämpfen, so dass für ihn final 2:00,25min und Platz 5 im zweiten VL auf der Anzeigetafel erschienen.

Auch Janne Henschel startete schon am ersten Wettkampftag. Für ihn ging es bereits um alles, da die 2000m Hindernis direkt in zwei Zeitläufen entschieden wurden. Janne startete im ersten der beiden Läufe und war, anders als zuletzt in Ulm und Weinstadt, der Athlet, der den Lauf von Anfang bis Ende prägte. Von Beginn an setzte er sich an die Spitze des Feldes und diktierte das Tempo, so dass sich das Feld langsam weiter auseinanderzog. Taktisch sehr stark, die Hindernisse von vorn anzulaufen und so möglichen Stürzen im Feld aus dem Weg zu gehen. Er ließ sich auch nicht davon irritieren, dass eines der Hindernisse fälschlicherweise auf die U20-Höhe eingestellt war, sondern zog seinen Schritt kontinuierlich durch. Zwischenzeitlich übergab er für eine Runde die Führungsarbeit, bevor er sich für die letzten zwei Runden wieder an die Spitze setzte, in der letzten Runde das Tempo weiter anzog und sich Schritt für Schritt vom Rest des Feldes lösen konnte. So gewann er den ersten Zeitlauf mit mehr als 3s Vorsprung in neuer PB von 6:15,30min.

Der zweite Zeitlauf war dann erwartungsgemäß noch mal deutlich schneller. Der Sieg ging mit 6:03,08min nach Leipzig und war noch außerhalb von Jannes Reichweite. Vielleicht hätte er im zweiten Zeitlauf noch ein paar Sekunden rauslaufen können, vielleicht war es aber auch der entscheidende Pluspunkt für ihn, im ersten Lauf sein Rennen selbst einteilen zu können. Starkes Rennen und vor allem eine starke Einstellung, davon darf es gern noch mehr geben. Vielleicht beim nächsten Mal dann auch im schnellsten Zeitlauf :)

Am Samstag hatten die meisten unserer Athleten frei. Lediglich Moritz Jägers Vorlauf stand am Mittag auf dem Programm. Auf Position 8 der Bestenliste über 400m Hürden gemeldet, war klar, dass es ein knappes Ding mit der Finalteilnahme werden würde. Drei Vorläufe waren angesetzt. Die jeweils beiden Laufschnellsten qualifizierten sich direkt, weitere zwei Zeitschnellste kamen ebenfalls ins Finale. Mit Finn Rode hatte Moritz Deutschlands aktuell schnellsten Athleten direkt vor sich auf der vierten Bahn. So war es für Moritz´ Verhältnisse auch eher ungewohnt, dass er in der ersten Rennhälfte mal nicht auf den vor ihm gestarteten Athleten auflief. Es lief aber sonst alles wie am Schnürchen. Wie geplant, 22 Schritte zur ersten Hürde, dann zwei 14-er Rhythmen und weiter, so lange wie möglich, im 15-er Rhythmus mit dem bevorzugten kurveninneren Schwungbein. Anders als zuletzt in Ulm und Weinstadt reichte es diesmal auf der Zielgerade auch noch mal, gegen den aufkommenden süddeutschen Meister Jannis Gartmann vom TV Weilstetten gegenzuhalten und als Zweitplatzierter über die Ziellinie zu laufen. 55,64s sind ´ne Hammerzeit, die für Moritz da auf der Ergebnisliste standen. Platz 2, direkte Endlaufquali, PB um fast eine Sekunde verbessert. Danach gings nach Warnemünde an den Strand. Füße ins kalte Wasser und die Muskulatur auf den nächsten Tag vorbereiten.

Der Sonntag war dann wie vorab angekündigt wirklich völlig verregnet. Am Abschlusstag hatte vor allem Emanuel ein volles Programm. Beginn mit 110mH, anschließend Weitsprung und am Ende auch noch Diskus. Obwohl er sich in seinem 110mH-Vorlauf mit 14,52s direkt für die Zwischenläufe qualifizierte, verzichtete er wegen des beginnenden Weitsprungwettbewerbs auf den weiteren Start. Neben ihm war auch Moritz Eisold für den Weitsprung der U20 gemeldet. Während Moritz sich im Dauerregen mit 6,76m und 6,78m in den ersten beiden Versuchen einen Finalplatz unter den besten Acht sichern konnte, fehlten Emanuel nach Durchgang 3 fünf Zentimeter, um im Wettbewerb zu verbleiben. Schade, hätte doch eine vordere Platzierung noch mal einen Schub für seinen Saisonhöhepunkt, den Zehnkampf bei der EM in Jerusalem geben können. Na ja – positiv gesehen, geht vielen gelungenen Auftritten eine misslungene Generalprobe voraus. Also, viel Erfolg und lass es bei der EM dafür umso mehr krachen!!!

Um bei dem Mistwetter möglichen Verletzungen vorzubeugen, wurde für Emanuel auf einen Start beim Diskuswurf sicherheitshalber verzichtet.

Moritz‘ weitere Versuche im Weitsprung waren leider durch die Bank ungültig, so dass er sich letztlich mit 6,78m auf Rang 7 platzierte.

Anders als Emanuel hatte Tabea bereits im Vorfeld auf ihren Start im Hürdensprint verzichtet. Ihr Fokus lag natürlich ganz klar auf der Mission Titelverteidigung und der Quali für Jerusalem. Auf der Fahrt zum Stadion wurde noch über den Regen gefrotzelt. Alle relevanten Athletinnen hatten die Qualinorm bereits abgehakt, Tabea hat zuletzt beim Abendsportfest in Köngen mit 6,26m ihre Topform schon unter Beweis gestellt. Für Rostock zählte somit nur noch die Platzierung, egal ob mit 5,50m oder 6,50m…

An welche Weiten Tabea dabei dachte, zeigte sie gleich mit ihrem ersten Versuch. Mit 6,17m setzte sie ein erstes fettes Statement, schockte die Konkurrenz und brachte gleich mal fast 20cm zwischen sich und alle anderen Athletinnen. Nachdem sie den 6,12m im zweiten Versuch, im dritten Versuch gleich noch mal 6,35m folgen ließ (wohlgemerkt im Dauerregen), ging es für den Rest des Feldes eigentlich nur noch um Platz 2. Tabi stand von ihrem Stuhl nicht mehr auf, so dass die anderen Athletinnen sich um den letzten verbleibenden freien Stuhl für die Reise nach Jerusalem batteln mussten.

Auf die Versuche fünf und sechs konnte Tabea dann auch guten Gewissens verzichten, sich zurücklehnen und den Mädels beim Kampf um Silber zuschauen ;)

Immerhin hätte jeder ihrer lediglich vier Sprünge für die EM-Quali gereicht und drei von den vieren sogar für den Titel!

@Tabi: Glückwunsch zu einem ganz starken Wettkampf, zur erfolgreichen Titelverteidigung und viel Erfolg bei der EM. Es muss ja nicht zwingend eine misslungene Generalprobe sein…

Moritz Jäger blieb nach dem ersten Auftritt als Startläufer der U20-Staffel auch der letzte LGF-Auftritt bei der Jugend-DM im Endlauf über 400m Hürden vorbehalten.

Sein Ziel, das Erreichen des Endlaufs, war bereits abgehakt, nun kam nur noch die Kür. Auf seinem Weg in den Startblock gab es zusätzliche Motivation vom Stadionsprecher (bzw. von Tabea), der gerade das Endergebnis im Weitsprung verkündete.

Moritz ging den Lauf gewohnt schnell an und konnte seinen Rhythmus wieder gut durchziehen. Dass der Sieger letztlich doch noch zwei Sekunden vor ihm ins Ziel kam, ist sicher zu verkraften. Moritz lief nach der PB im Vorlauf im Finale noch mal seine zweitbeste Zeit ever, womit er sich immerhin den 6. Platz sichern konnte. Glückwunsch!!!

Besonderer Glückwunsch aber abschließend noch mal an Tabi und Flo, die mit der Titelverteidigung im Weitsprung diese DM für die LG Filder zu einer ganz besonderen gemacht haben.

Viel Erfolg für Tabea und Emanuel in Jerusalem, den Mehrkämpfern noch eine erfolgreiche DM in Hannover und für alle anderen erst mal eine erholsame Sommerpause!

Nachfolgend zwei Bilder von Tabeas Siegerehrung und von Tabean und ihrem Trainer Florian Bauder. Weitere Bilder findet ihr in der Bildergalerie :
2023 07 22 Tabea SE

2023 07 22 Tabea Florian